Für die Bewerbung PFRPG-relevanter Produkte aus dritter Hand gibt es
inzwischen mehrere Anlaufstellen, darunter neben Paizos Produktblog vor
allem Magazine wie den
Kobold Quarterly oder auch das Fanmagazin
Wayfinder. Dem Publisher Rite Publishing war das aber wohl noch nicht genug und so gründete man mit den
Pathways
ein weiteres Magazin, das neben der Bewerbung der eigenen Produkte auch
die anderer Kleinverlage unternimmt. Das schöne (und nützliche) daran
ist, dass diese Werbung auch in Form von kleineren Artikeln daher kommt,
in der die Designer einfach durch die Vorstellung von Material
neugierig zu machen versuchen. Selbst wer nicht viel mit Werbung am Hut
hat, findet im Pathways also vielleicht Ideenfutter für das eigene
Spiel, und da das Magazin kostenlos ist, muss man dafür nicht mehr als
die Zeit zum Download aufwenden.
Aktuell ist gerade die Ausgabe 19 erschienen, die ich im Folgenden
etwas genauer unter die Lupe nehmen will. Die insgesamt 52 Seiten der
PDF teilen sich folgendermaßen auf:
1 Seite Titelbild
1 Seite Vorwort
1 Seite Inhaltsverzeichnis
1 Seite Rechtliches
13 ganzseitige Produktwerbungen
10 Seiten Rezensionen
7 Seiten Interview mit einem Designer
18 Seiten Regelmaterial
Etwas mehr als ein Drittel an reinem Material, 25% für reine
Produktwerbung, das scheint mir für ein Werbeprodukt ein durchaus
annehmbares Verhältnis zu sein. Aber damit genug zum Aufbau und rein in
den Inhalt:
Im
Vorwort macht sich Redakteur David Paul ein paar
Gedanken über den Wert philosophischer Werke für das eigene Rollenspiel.
Auf den ersten Blick wirkt es zwar befremdlich bei Plato, Hobbes und
Co. nach Inspiration zu suchen. Aber dann fällt mir ein, dass das
AD&D-Setting Planescape sich a durchaus mit tiefgründigen
philosophischen Fragen beschäftigte. Und natürlich hat David nicht
unrecht, dass nämlich die Utopien dieser Philosophen sich natürlich in
fantastische Gesellschaftsformen übersetzen lassen, die etwas anderes
sind als die typischen pseudohistorischen Gebilde, mit denen man
normalerweise konfrontiert wird.
Steven D. Russel ist der Autor von Rite Publishings Book of Monster
Templates (BoMT), einer Art geistigem Nachfolger von Green Ronins
Advanced Bestiary. Nicht im BoMT enthalten allerdings ist das
Witchfire Creature Template,
dass Russell hier in den Pathways präsentiert. Besitzer von Paizos
Bestiary 2 werden das Witchfire wiedererkennen, denn dort ist es als HG
9-Kreatur enthalten. Am Hintergrund ändert sich im Vergleich kaum etwas,
das hier vorgestellte Template ermöglicht aber natürlich eine viel
größere Vielfalt bei der Erstellung solcher untoter Ex-Vetteln.. Das
illustriert schon das neben der vollständigen Template-Beschreibung
abgedruckte Beispiels-Witchfire (HG 14), das auf der im Pathfinder Modul
„The Harrowing“ (das auch übersetzt als „Das Spiel der Türme“ vorliegt)
veröffentlichten Mute Hag basiert und auf den ersten Blick schon nach
einem sehr unangenehmen Gegner ausschaut, zumal man ihm ja noch nach
Belieben ein paar Will ‘o Wisps an die Seite stellen kann
Ebenfalls als Halloween-tauglich durchgehen kann
Black Shuck,
eine Version des berühmten schwarzen Hundes von den
Adventure-A-Week-Machern Will Myers und Jonathan Nelson. Wieder ein
körperloser Untoter, diesmal mit HG 9.
Creighton Broadhurst ist der Chef von Raging Swan Press, ehemaliges
Triade-Mitglied für die Living Greyhawk-Region Onnwall und Co-Author
z.B. des Monster Manual V (3.5) oder auch des 4E-Abenteuers Madness at
Gardmore Abbey. Hier stellt er uns vier
Gelehrte vor,
an die sich ratlose Spielercharaktere auf Informationssuche wenden
können und die neben ihren jeweiligen Fachgebieten vor allem durch ihre
ganz eigenen Persönlichkeiten bestechen. Auch reden wir hier nicht von
Elminster-gleichen Typen, sondern von recht niedrigstufigen Charakteren,
was zum einem ihrem Wissen gewisse Grenzen setzen dürfte, vor allem
aber zuverlässig verhindert, dass sie den SC das Rampenlicht stehlen.
Ist hier natürlich mehr Fluff als Crunch, aber gerade das macht mir den
Artikel so liebenswert.
Mike Welham ist als Paizo Superstar Contest-Gewinner von 2012 bekannt geworden. Mit
More Vorawurms
setzt er den in der Ausgabe 18 veröffentlichten Artikel um die
gefräßigen Würmer mit speziellen Vorlieben fort. Die aktuelle Ausgabe
enthält den Stonewurm (HG 9), der sich in erster Linie von Stein ernährt
und damit eine Gefahr für jedes entsprechende Bauwerk ist. Fieserweise
verfügt er aber auch über ein Gift, mit dem er Angreifer in Stein
verwandeln kann, wodurch auch Lebewesen potentielle Opfer darstellen
können. Der Runewurm (HG 14) kommt auf den ersten blick zwar als
deutlich ungefährlicher daher, könnte aber vor allem Zauberwirkern und
Barden ziemlich auf die Nerven fallen, da er sich von geschriebenen
Wörtern ernährt, nebenbei aber auch das Wissen und die Intelligenz
anwesender Opfer nicht verschmäht.
Nochmal Will Myers versorgt uns in
Black Magic mit
einigen neuen Zauber rund um die Farbe Schwarz (es handelt sich hier
also nicht um Schwarze Magie im landläufigen Sinne). Um ein Beispiel zu
nennen teleportiert der Zauber „Back in Black“ den Zauberwirker in die
dunkelste Ecke innerhalb der Zauberreichweite und verleiht ihm bis zum
Ende der Runde volle Tarnung. Sympathisch wird mir der Artikel
allerdings vor allem dadurch, dass er einiges über den Musikgeschmack
von Will Myers zu verraten scheint, denn spätestens nach Zaubernamen wie
„Black Sabbath“, Black or White“ und „Black Magic Woman“ fängt man auch
bei den anderen an zu überlegen, zu welchem Song sie gehören.
Beim nächsten Artikel hats mich schon beim Titel geschüttelt. Dass die
Metagame Artifacts
von Paizo selbst eingeführt wurden, hat mich sogar ein bisschen
entsetzt. Ich bin also sehr voreingenommen an Will McCardells Eintrag
herangegangen und fühle mich im Nachhinein auch so halbwegs bestätigt.
Das Ziel dieser Artefakte ist es, gerade die Momente wieder ins Spiel zu
integrieren, in denen die Spieler gerne mal aus der Rolle gehen, weil
es sonst auf Dauer zu langweilig würde oder es auch einfach schwierig
ist, Spielerwissen von dem des Charakters zu trennen. Am harmlosesten
finde ich dabei den
Artificer’s Friend, ein Artefakt, in das
man Gold reinwirft und das die für Handwerkskunst notwendigen
Materialien wieder herausgibt. Im Prinzip also ein magischer Gegenstand,
der etwas erschafft, wenn die notwendigen Materialien (hier: Gold,
Juwelen etc.) vorhanden sind. Dann wird’s aber gruselig. Das
Birthmark of Perfect Normality
erlaubt es dem Spieler, ein exotisches Volk für seinen Charakter zu
wählen, der aber trotzdem genauso wie ein Mensch behandelt werden wird.
Ich hab gehört, dass diese Geburtsmale neuerdings unter Drow ganz groß
in Mode gekommen sind. Auch die
Shards of Displaced Monster knowledge finden
mein Missfallen, da damit den Spielern das Wissen über ihre Gegner (das
ihre Charaktere eigentlich gar nicht besitzen dürften) einfach so
schenkt. Der
Spellfinder wiederum erklärt, wie der Charakter an
das Wissen über Zauber herankommt, die er nach einem Stufenaufstieg aus
heiterem Himmel plötzlich besitzt. Und die
Statuette of Paraphernalia Inquiry löst das Problem der Identifikation magischer Gegenstände. Man fragt halt einfach den Gnom (so sieht die Statuette aus).
Kurz: Metaspielerische Artefakte lösen ein Problem, das man nur dann
hat, wenn man sie benutzt, nämlich Dinge zu erklären, die man gar nicht
erklären muss, weil sie außerhalb der Spieltischhandlung stattfinden.
Oder sie erlauben es dem Spieler, Wahlen bei der Charakterentstehung zu
treffen, die er dann dank der Gegenstände einfach ignorieren kann. Da
waren mir ja sogar die Todesritter in WoW lieber, da durften die
Einwohner Sturmwinds wenigstens Obst nach ihnen schmeißen.
Schnell zum nächsten Beitrag: Thomas LeBlanc stellt uns in
Crossbows Reloaded ein paar neue Armbrust-Optionen vor. Da gibt es die
Schleuderstein-Armbrust, mit der man anstatt Bolzen eben mit Schleudersteinen schießen kann. Der
Chu Ko Nu
ist eine Art Repetierarmbrust, mit der man (abhängig vom
GE-Modifikator) mehrere Bolzen pro Runde verschießen kann. Dann gibt’s
noch die
Scheibenarmbrust, die Chakramähnliche Metallscheiben verschießt, die
Mächtige Armbrust, also eine Armbrust in Übergröße. Für die
Belted Repeating Heavy Crossbow stand vermutlich ein Maschinengewehr Pate. Dazu gibt’s dann noch eine die Gegenstandsqualität
Compound, mit der man Komposit-Armbrüste herstellen kann. Und zwei neue Talente: Die
Fähigkeit des Stachelschweins erlaubt den effektiveren Einsatz eines
Chu Ko Nu, und mit der
Armbrust des Riesen, mit der man noch größere Armbrüste als die
Mächtige Armbrust verwenden kann.
Das
Interview dieser Ausgabe wurde mit Ryan Costello
jr. geführt, der die üblichen 20 Fragen über seinen Werdegang
beantwortet und seine Meinung über bestimmte Aspekte der 3PP-Industrie
zum besten geben darf. Ich finde das immer sehr interessant (in diesem
Fall besonders, weil ich noch gar nicht mitbekommen hatte, dass der
beliebte Web-Comic
Looking For Group im Moment gerade in ein
Rollenspiel konvertiert wird), weil es einem einfach eine schöne
Möglichkeit gibt, mal in die Köpfe der Designer zu schauen.
Rezensionen zu rezensieren, speziell wenn man die zugrundeliegenden
Produkte gar nicht kennt, wäre wohl ein bissl zu viel des Guten: Ich
belasse es daher bei dem Hinweis, dass ich in den Fällen, wo ich den
Vergleich habe, recht oft mit dem Rezensenten, Thilo „Endzeitgeist“
Graf, einer Meinung bin. Zudem sind seine Rezensionen sehr ausführlich,
geben also einen völlig ausreichenden Einblick in den Inhalt der
besprochenen Produkte. Die Endbewertungen halte ich persönlich für etwas
zu hoch gegriffen, aber in Zeiten, da 3 von 5 vergebenen Punkte
allzuoft als „Schrott“ übersetzt werden, ist es inzwischen wohl gang und
gäbe, guten Produkten mindestens 4 von Punkten zu geben.
Besprochen werden jedenfalls:
Raging Swan Press – Dungeon Dressing: Altars (5/5), eine 13-seitige Spielhilfe (6 Seiten eigentlicher Inhalt, Kosten: 1,99 $) rund um das Thema Altäre.
Rite Publishing – Adventure Quarterly #2 (4/5), ein
90-seitiges Magazin (9,99 $) analog zum alten Dungeon, dass je ein
niedrig-,mittel- und hochstufiges Abenteuer enthält
Alluria Publishing – Cerulean Seas: Waves of Thought
(5/5), die lange ersehnte Fortsetzung des Cerulean Seas Campaign
Setting (CSCS), die, wenn sie nur halb so gut wäre wie der Vorgänger,
schon jeden der 1495 Cents wert wäre, die man für die 98 Seiten berappen
muss. Vorausgesetzt, man mag Psionik, denn im Grunde handelt es sich
hier um die Einbindung der Psionikerregeln von Dreamscarred Press in das
CSCS. Für mich ein absoluter Pflichtkauf (und nein, ich hab noch nicht
reingeschaut, also nehmt das mit ner Prise Salz ^^).
Rite Publishing – 101 Special Materials and Power Components
(5/5), mit 5,99 $ für 27 Seiten ein vergleichsweise teures Produkt,
Thilo Graf dennoch 5 von 5 Punkten wert. Die speziellen Materialien muss
ich wohl nicht erklären, die Machtkomponenten sind Materialien, die man
zum Zaubern einsetzen kann und die den Sprüchen ein bissl Extrapower
verleihen.
Adventureaweek – C1: Algoran’s Gem (5/5, 4$) ist ein
48-seitiges Abenteuer, das erste aus der C-Reihe, die dem
Old-School-Gedanken verhaftet sind. Habe es selber gerade erworben und
werde es auch rezensieren, also lass ich die 5/5 Punkte für den Moment
einfach mal so stehen.
Rite Publishing – #30 Cursed Treasures (4/5, 23
Seiten, 3,99$) enthält besagte 30 verfluchte Gegenstände, die der
Spielleiter sicherlich schöner findet als die Spieler, denen er sie
antut.
Insgesamt eine schöne Ausgabe, ich finde es nur schade, dass ich mir
das Zeug nicht alles leisten kann. Vielleicht sollte ich mich Rite
Publishing auch mal als Rezensent andienen xD.